Als Gott eine Frau war

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Wir leben in Umbruchzeiten. Vieles verändert sich in Windeseile. Die Geburt des Neuen nimmt Fahrt auf und erschüttert alles. Es ist so, als wäre bei einer Frau die Fruchtblase geplatzt…-Vieles fällt aus unserem Leben. Sichere Strukturen, Beziehungen, Gesundheit und Lebensumstände rauschen davon. Seit der Pandemie stecken viele in einer Lebenskrise, fühlen sich erschöpft, depressiv und unsicher.

Doch was ist das Neue und wie können wir als Frau Halt und Licht in der Dunkelheit finden?

Krisen führen uns immer an die Grenzen unserer Gewohnheiten und zu Neuem. Wenn es im Außen unsicher ist, macht es Sinn, dass wir uns auf das besinnen, was wir beeinflussen können und was uns guttut. Als Hebammen können wir diesen Prozess unterstützen und unsere hilfreiche Medizin entfalten, indem wir Zuversicht und Hoffnung schenken.

Da wir in einer vorwiegend von Männern bestimmten Welt leben, glauben wir bestimmte Dinge, wie: Es gibt Trennung. Zwischen dir und mir, Männern und Frauen, Russen und Ukrainern. Mit der Erde, den Pflanzen und den Tieren habe ich nichts gemeinsam. Nach dieser Denkweise ist alles begrenzt: Rohstoffe, Zeit, Geld, Land, Wasser, Energie und Liebe. Denn von allem gibt es nur eine bestimmte Menge – und es reicht nicht. Darum mache ich mir Sorgen und lebe in Angst. Ich bin überzeugt, dass meine Wahrnehmung die einzige Realität ist. Die Medien bestätigen mir dies täglich. Dieses Denken ist auf Mangel und Verlust ausgerichtet. Fast haben wir vergessen, wie wunderschön Mutter Natur in ihrem Herbstkleid ist, welch unglaubliche Fülle an Kraftorten und Landschaften es immer wieder zu entdecken gibt. Und dass der Herbst die Zeit des Loslassens, der Erinnerung und Erneuerung ist.

Wir können uns einfach einmal vorstellen, dass es Welten gibt, in denen andere Grundannahmen gelten als wir sie kennen. Wenn wir unseren Kopf, unser Herz und unseren Bauch wieder miteinander verbinden, gelingt es uns aus der Angst-Blase herauszutreten. Denn was jetzt logisch und rational erscheint, aber nicht der Wahrheit des Herzens und dem gesunden Bauchgefühl entspricht, löst sich auf.

Wir fühlen uns sofort ganz anders. 

Jede Menge prickelnde, lebendige und frische Energie ist um uns. Ein warmer Strom von Energie umgibt uns und wir befinden uns in einem leuchtenden Netz. Es ist gesponnen aus zarten Fäden der Liebe und Versorgung. Dieses Netz ist riesig, und unüberschaubar. Es reicht von Horizont zu Horizont und verbindet alles mit allem: Menschen, Bäume, Tiere, Blumen, jedes Lebewesen, den Wind und jeden Gegenstand. Alles fühlt sich durch das Netz verbunden, genährt, geschützt und erfreut. Die Natur, die Frau, versorgt uns im Überfluss mit allem, was wir zum Leben brauchen. Diese mütterliche Energie reicht für jeden und jedes Leben. Von allem ist mehr als genug da: Nahrung, Liebe und Vertrauen. So ist das Leben für mich leicht. Die unterstützende Energie der Großen Mutter durchströmt mich, heilt mich und nährt mich. Sie stellt Verbindungen her und gebiert ganz neue Ideen. Diese liebevolle Versorgung ist mir so vertraut wie meine Mutter und Großmutter. Ich erhalte unendlich viele Geschenke und gebe gerne aus meiner Fülle. Ganz andere Dinge sind mir jetzt wichtig. Würde, Verbundenheit und Eigenverantwortung eröffnen neue Perspektiven und dienen dem Leben.

Wir alle, Frauen und Männer, können uns auf die weibliche Kraft besinnen, denn sie ist in jedem vorhanden. Gemeinsam finden wir eine neue Balance. Der Kreis ist hierfür das allumfassende Symbol. Beim Treffen im Kreis wird jeder gesehen. Jeder ist wichtig, kein Platz ist hervorgehoben. Jeder wird gehört, bekommt Essen und einen Schlafplatz. Dies ist eine neue, friedliche Lebensform, die gekennzeichnet ist von Kooperation, Kunst, Kultur, Mitgefühl und der Wertschätzung allen Lebens.

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Die Geschichte, die wir kennen, ist „His-story“, es fehlt die Frau

Die Geschichte, die von Männern bestimmt ist. Es gibt einen einzigen Gott, aber keine machtvolle Göttin an seiner Seite. Im öffentlichen Leben sind Frauen meistens unsichtbar und ohnmächtig.

Doch es gibt auch eine andere, eine sehr viel ältere Geschichte. Es ist die Geschichte der Frauen. „Her-story“ ist so alt wie das Leben selbst und erzählt von der Ur-Mutter. Forschungen belegen, dass es weltweit unzählige Jahrtausende lang friedliche Hochkulturen gab, in denen weibliche und mütterliche Werte galten.

Die ersten archäologischen Funde aus der Frühgeschichte stellen auffallend häufig Frauen dar. Oft ist es eine füllige Frau, die stolz ihre Weiblichkeit präsentieren. Diese steinzeitlichen Frauenfiguren waren wahrscheinlich die Vorbilder unserer Ahninnen. Archäologinnen vermuten, dass es Göttinnen oder Priesterinnen der Großen Mutter sind. Noch heute haben diese Figuren eine elektrisierende Ausstrahlung, die sich auf wundersame Weise über die Jahrtausende erhalten hat.

Die Steinzeit Frau und Göttin wirkt sehr zentriert. Sie ruht in ihrer Mitte, denn ihre linke und rechte Seite sind ausgewogen. Ihr gerader Rücken wirkt aufrichtig und so ist sie Botschafterinnen für das Ganz-Sein, die Selbstliebe und das Heilwerden. Sie verbiegt sich nicht, sondern zeigen ganz selbstverständlich ihre Weiblichkeit und sind stolz auf ihr So-sein.

Die körperliche Fülle der Göttinnen-Figuren entspricht nicht unbedingt unserem Schönheitsideal. Doch sie erinnert uns an unsere eigene innere Fülle an Talenten, Fähigkeiten und unsere große Kreativität. Ganz sicher waren Steinzeitfrauen nicht dick, denn sie lebten in der Natur und hatten nicht so ein bequemes Leben wie wir. So symbolisieren die üppigen Figuren den Ideenreichtum und die große Schöpfungskraft der Frauen.

Diese kleinen Figuren passen genau in eine Frauenhand und können am Körper getragen werden. Sie zeigen viele Gebrauchsspuren über lange Zeiträume hinweg. Das lässt vermuten, dass sie von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurden. Göttinnen schenkten unseren Ahninnen Sicherheit, Selbstvertrauen, Visionen, Stärke, Weisheit und Mut. All das brauchten sie bei Herausforderungen, Geburten, Heilungen und bei ihren langen Wanderungen.

Diese Göttinnenfiguren sind auch heute noch wichtig für uns. 

Denn sie wirken positiv auf unser Unterbewusstsein. Diese uralten Figuren sind unser kostbares Erbe. Wir können mit ihnen Kontakt aufnehmen, so wie es unzählige Generationen vor uns taten und die machtvolle Göttin in uns selbst erfahren. Die Göttinnen laden uns ein, ganz konkret in uns diese Macht zu fühlen, dass wir Leben erschaffen können. Sie erinnern uns an unsere Würde und ur-weibliche Kraft. Wenn wir uns auf die Menschheitsgeschichte besinnen, lernen wir unser Frau-Sein wieder zu lieben.

Sleeping Lady

Auf Malta wurde eine „sleeping lady“ gefunden. Sie ist eine wunderschöne Figur, die uns daran erinnert, dass alles Neue im Geheimen und Dunklen entsteht. Ein Baby wächst gut geschützt im Bauch der Mutter. – Eine wichtige Entscheidung überschlafen wir. Am nächsten Morgen sind viele Ideen neu sortiert und wir sind klarer. In völlig entspanntem Zustand entstehen oft Entdeckungen und die Lösung kommt wie in Traum. Gerade in der Krise müssen wir aus der Hektik wieder in die Muße kommen, um gesund zu bleiben. Die „sleeping lady“ sagt zu dir: „Du hast genug getan. Ruh dich aus. Du brauchst dich um nichts zu kümmern und kannst einfach schlafen. Gönn dir eine Auszeit. Verbinde dich mit der Göttin und lausche ihrer Stimme. Du ruhst jetzt sicher im Bauch von Mutter Erde. Sie bewacht deinen Schlaf und schenkt dir süße Träume.“

Die „träumende Göttin“ ist hier als duftende Naturseife abgebildet. Sie stammt aus der Manufaktur der Künstlerin Katharina van den Bos. Die gebündelte Energie der Seifen-Göttin ist mit ihren pflegenden und heilenden Essenzen zu spüren. Die Göttin ist gut für die Haut und Seele. Wir können mit ihr unsere Selbstheilungskräfte aktivieren.

Die träumende Göttin ist ca. 5000 Jahre alt und wurde im Orakelraum eines unterirdischen Tempels auf Malta gefunden. Die Originalfigur ist aus ockerfarbigem, gebranntem Ton. Auffallend ist der üppige Körper im Gegensatz zum filigranen Kopf, den zarten Händen und Füßen. Dies lässt darauf schließen, dass es sich um eine Priesterin in Trance oder eine Göttin handelt, die sich im Tempelschlaf befindet. Dies ist ein Ritual, das in der Antike als Therapie und/oder zur Anregung prophetischer Träume gepflegt wurde. Die „sleeping lady“ wird auch Visionsgöttin genannt. Sie ruht bequem auf einem Bett.

Bei Ausgrabungen auf der Schwäbischen Alb wurde 2008 die älteste Frauenskulptur der Welt entdeckt. Diese „Venus vom Hohle Fels“ ist 40.000 Jahre alt und wurde aus Mammutelfenbein geschnitzt. Sie erinnert ein bisschen an die Nana-Figuren von Niki de Saint Phalle: große Brüste und Genitalien, Hüfte und Bauch sind stark betont. Die Arme und Hände sind fein ausgearbeitet und wie der Körper sorgfältig mit Kerben und Linien verziert. Sie sind zweifellos von symbolischer Bedeutung. Die Figur steht für Weiblichkeit und Sexualität, die losgelöst ist von einer existierenden Frau.

Sehr bekannt ist auch die „Venus von Willendorf“, die etwa 30.000 Jahre alt ist. Sie wurde 1908 bei Bauarbeiten entdeckt. Auf ihr waren noch Farbpigmente von rotem Ocker nachzuweisen. Sie war also mit einer Symbolfarbe bemalt und stellt eine symmetrische, nackte, üppige Venus dar mit schweren Brüsten. Ein Gesicht fehlt, der Kopf ist groß und mit einer verzierten Kopfbedeckung versehen. Wahrscheinlich besteht sie aus sieben gedrehten Pflanzenkordeln für schamanische Reisen. Die Arme sind dünn und die Hände hervorgehoben, Einschnitte an den Armen deuten Armreifen an. Die Hüften, der Bauch, das Gesäß und die Geschlechtsmerkmale sind betont, während die Füße fehlen.

Von Frankreich bis Russland sind diese gesichtslosen Frauenfiguren verbreitet und repräsentieren eine ganz besondere Aussage. Von männlichen Archäologen wurden sie als Steinzeit-Pornografie interpretiert. Sie werden genutzt, um Frauen bestimmte Eigenschaften zuzuschreiben, wie mütterlich, sexuell, fruchtbar oder nährend. So werden Frauen und Göttinnen zu Objekten herabgewürdigt. Archäologinnen weisen darauf hin, dass unzählige dieser Figuren in ganz Europa bis nach Sibirien gefunden wurden. Sie sind Zeugen von bewegten Gesellschaften, die in diesem riesigen Raum in regem Austausch miteinander standen. Diese neue Perspektive ist für uns sehr kostbar. Unsere Ahninnen waren mit leichtem Gepäck unterwegs und waren eng miteinander vernetzt. Interessant ist auch ihre Rolle in sozialen Bereichen, im Ökonomischen und Politischen. Diese uralten Frauenfiguren und Göttinnen stärken unser Selbstverständnis und weibliches Selbstwertgefühl. Sie sind ein wertvoller Zugang zur nicht erzählten Geschichte der nomadischen und weiblichen Kultur Europas.

Wahrscheinlich wurden diese kleinen Figuren überhaupt nicht von Männern für Männer geschaffen, sondern von Frauen, die in ihnen ihre nährende und beschützende Große Mutter gesehen haben.

Ich bin Autorin und erforsche schon lange die Geschichte der Frauen. 

Männern und Frauen gehört jeweils die Hälfte der Welt. Archäologinnen haben entdeckt, dass unzählige wertvolle Kulturbeiträge von Frauen stammen und ich habe auch überraschende Zusammenhänge herausgefunden. Das zeigt, dass wir nicht das schwache Geschlecht sind! Wir besitzen eine liebevolle Kraft und sind unglaublich kreativ. Wir bekommen die Kinder und sind dadurch eng mit unseren Gefühlen und allem um uns herum verbunden. Wir verbinden wieder Kopf, Herz und Bauch. Weltweit sind es die Frauen, die die Zukunft sichern und natürlich können wir die neue Welt auch erschaffen mit unseren Gedanken und Taten. Frauen können Kriegerin und Leaderin sein, Heilerin, Architektin, Pilotin, Weberin, Geburtshelferin, Sternguckerin, Goldschmiedin, Seefahrerin, Nomadin, Kräuterfrau, Poetin, Künstlerin, Gärtnerin, Regenbogentänzerin, Geschichtenerzählerin, Versorgerin, Medizinfrau, Lehrerin und vieles mehr. Wir können jede Rolle spielen, denn unserer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Es ist wichtig, dass wir unsere Geschichte erinnern und erzählen.

Wenn du mehr über die weibliche Kraft, die Geschichte der Frauen, ihre Entdeckungen und Erfahrungen wissen möchtest, kannst du viel Überraschendes in meinen Büchern entdecken:

Bücher von Jutta Westphalen

Weshalb Frauen die besseren Lebenskünstler sind. (Mit einem Klick auf das Cover kommst du in den Shop bei Autorenwelt)

Empathisch zu handeln und auf deine Gefühle hören. (Mit einem Klick auf das Cover kommst du in den Shop bei Autorenwelt)

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In meinen beiden letzten Büchern, die im Lebensgut Verlag erschienen sind, habe ich einen „Göttinnenmarktplatz“ eingerichtet. Es ist ein Marktplatz für kreative Frauen, die all ihre Liebe in ihre Werke stecken und Schönes in die Welt bringen. Ihnen möchte ich eine Bühne bieten. Auf dem „Göttinnenmarktplatz“ kannst du dich mit deiner Kunst, deinem Handwerk und Schmuck, deinen Bildern und Werken präsentieren und andere Leserinnen inspirieren.

Ich biete auch Frauenkreise und Coachings an, schaue dort gerne einmal vorbei!

Jutta Westphalen

Dipl.-Päd., anerk. Heilerin

Bildquellen

  • Als Gott eine Frau war – Göttinnenfiguren Jutta Westphalen: © Jutta Westphalen
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